Marketing on the Edge x Karmage


24. Jan. 2024

Sind „bio“ und „nachhaltig“ noch zeitgemäß? Antworten darauf liefert eine neu ins Leben gerufene Diskussionsreihe am Campus Wieselburg.

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Vergangenen Freitag fand am Campus Wieselburg die Premierenveranstaltung der neuen Diskussionsreihe „Marketing on the Edge“ mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Sandra Holub und Julia König aus dem Institut für Marketing statt. In diesem hybriden Veranstaltungsformat werden regelmäßig neue, unkonventionelle Ideen und Strategien im Marketing diskutiert.

Bei der Premierenveranstaltung gab der neu gegründete Käsereiverband „Karmage – der geilste Käsereiverband“ spannende Einblicke. Diskutiert wurden komplexe Themen wie „faire Preise“, Herausforderungen im Marketing für kleine und regionale Direktvermarkter*innen und der Einfluss von unterschiedlichen Vertriebskanälen auf das Konsument*innenverhalten.

Sind „bio“ und „nachhaltig“ noch zeitgemäß?

Bei dieser Frage ist sich das Podium bestehend aus Michael Kerschbaumer (Kaslab‘n Nockberge), Thomas Ehammer (Milchbuben) und Josef Höflmaier (Privatkäserei Höflmaier) schnell einig: Begriffe wie Nachhaltigkeit, biologische Herstellung und höchste Qualität stellen Grundwerte der Mitgliedsbetriebe von Karmage dar und werden tagtäglich gelebt. Jedoch reicht dies allein in der Kommunikation und Vermarktung gerade als Kleinbetrieb nicht mehr aus, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

„In der Vermarktung von Milch- und Molkereiprodukten sehen wir tagtäglich in der Werbung großer Ketten und Hersteller oftmals sehr stereotype Bilder. Ledernhosen, Almen, glückliche Tiere. Leider trifft dieses Bild in der Realität nicht immer zu. Die Schlagworte „Nachhaltigkeit“ und „Bio“ haben durch die inflationäre und manchmal auch durch Greenwashing geprägte Verwendung an Bedeutung verloren.“, sind sich die Gründungsmitglieder von Karmage einig.

Gerade die USP’s die regionale Kleinbetriebe leisten, wie Pflege der Kulturlandschaft, Schaffung von regionalen Arbeitsplätzen und faire Tierhaltung, wurden und werden von großen konventionellen Lebensmittelproduzent*innen als Kommunikationselemente genutzt bzw. „gekapert“. Dadurch wird es für kleine Produzent*innen, welche nicht nur zu Werbezwecken nach diesen Standards produzieren, immer schwieriger faire Preise am Markt zu rechtfertigen.

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Karmage schlägt bewusst einen anderen Weg ein und macht einen großen Bogen um das sogenannte Lederhosenmarketing: Mit viel Humor, Selbstironie und einer großen Portion Authentizität, will der Verband Aufmerksamkeit schaffen, mit Klischees brechen, eine Bühne für die dahinterstehenden Betriebe bieten und darüber hinaus Aufklärungsarbeit über regionale Produktion leisten.

„Der Wert von Lebensmitteln und die damit verbundenen Aspekte – von artgerechter Tierhaltung, bis hin zur Produktion auf höchstem Niveau – sind für viele Konsument*innen nicht mehr nachvollziehbar. In den letzten Jahrzehnten hat unsere Gesellschaft den Bezug zu Lebensmitteln verloren. Dies schlägt sich auch auf die Kauf- und Zahlungsbereitschaft für Produkte nieder. Oftmals wird für Lifestyleprodukte, wie Handys und Co im Jahr mehr ausgegeben als für Lebensmittel. Mit Karmage möchten wir Bildungsarbeit leisten, den Wert und auch die Freude, die gute, hochqualitative Lebensmittel mit sich bringen, wieder stärker hervorstreichen und Produktion nahbar machen.“, resümieren die Podiumsgäste.

Wie auch im aktuellen Forschungsprojekt „Direktvermarktung 2.0“ der FH Wiener Neustadt aufgezeigt, hat sich gerade für Klein- und Familienbetriebe der Professionalisierungsdruck in den letzten Jahren enorm gesteigert. Neben der eigentlichen Herstellung und Veredelung von Produkten, sind heimische Produzent* innen mittlerweile nicht nur mehr für die Produkte selbst, sondern auch für Logistik, Vertriebswege, Grafik & Design, Preisgestaltung, Marketing und Kommunikation verantwortlich. Daher sind auch Faktoren wie regelmäßiger Austausch und Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Produzent*innen essenziell, um am Markt bestehen zu können.

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Die Digitalisierung der regionalen Produktion

Auch die Adaption von neuer Technik und Tools steht am Tagesplan heimischer Produzent*innen. Julia Eisner zeigte auf, dass die Integration von digitalen Tools und künstlicher Intelligenz für Kleinunternehmen ein beachtliches Potenzial bietet, um Aufgaben zu automatisieren, Marketingmaßnahmen zu optimieren und neue Insights über die Kund*innen zu erhalten. Dabei ist laut Eisner jedoch zu beachten, "dass viele Kleinunternehmen von einer engen Kund*innenbindung profitieren und somit auch Offline-Vertriebskanäle von hoher Relevanz sind. Es bedarf eine sorgfältige Abwägung und Anpassung, wann der Einsatz von KI- Tools sinnvoll ist und wann nicht. Traditionelle Aspekte des Betriebes und der lokale Charakter sollten dadurch gestärkt und keinesfalls untergraben werden."


Gerade für kleine, regionale Unternehmen und Direktvermarkter*innen stellt die Integration von KI-Tools eine Chance dar. Sie können kleine Aufgaben, wie zum Beispiel den Erstentwurf von Produktbeschreibungen oder Website-Texten übernehmen, um somit wertvolle Zeitressourcen einzusparen.


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